Als die Armbanduhr Kult wurde
In der Übergangsphase vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte sich die Taschenuhr zum ständigen Begleiter des Menschen entwickelt. Jedoch die Weiterentwicklung und Nutzung der Flugzeuge erforderte Uhren, die nicht erst aus der Tasche gezogen werden mussten, denn die Piloten hatten genug damit zu tun, sich und ihr Fluggerät in der Luft zu halten. Zur Navigation und Positionsbestimmung war die genaue Zeit sehr wichtig und musste ohne größere Umstände zur Verfügung stehen. So genannte Lederkapselbänder ermöglichten die Befestigung auch größerer Taschenuhren am Handgelenk über der Fliegermontur. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich daraus die ersten Armbanduhren.
Bald wurden für die Luftfahrt feste Standards festgelegt, die man auch heute noch bei der Gestaltung klassischer Fliegeruhren oder Pilotenuhren erkennen kann. Sehr schnell erkannte man auch außerhalb der Fliegerei den praktischen Nutzen der Uhr am Handgelenk. Armbanduhren kamen schließlich in Mode. Wer sich keine Armbanduhr leisten konnte, ließ seine Taschenuhr, meist dienten dazu kleine Damenumhängeuhren, mit Bügeln für „Lederriemchen“ versehen und so zur Armbanduhr umbauen. Häufig wurde noch das Zifferblatt gedreht und der Taschenuhrbügel abgesägt. Dies geschah sehr zum Leidwesen heutiger Sammler.
Mitte des letzten Jahrhunderts wurde schließlich auch die Armbanduhr zum Massenprodukt und war in allen Qualitätsstufen und Preislagen für jedermann verfügbar. Waren zunächst alle Uhren mechanisch, wurde ab den späten sechziger Jahren viel experimentiert, bis die batteriegetriebene Armbanduhr und Mitte der siebziger Jahre die Quarzarmbanduhr den Markt erobern konnte. Die immer günstiger werdenden Fertigungstechniken, besonders in Asien, setzten der europäischen Uhrenindustrie wirtschaftlich zunächst sehr zu, bis die bald beliebten Schweizer Quarzuhren mit Kunststoffgehäuse in unzählig vielen Farben den Markt eroberten und sehr bald zum Sammelobjekt wurden. Die Armbanduhr wurde jetzt zum modischen Accessoire, das sehr preisgünstig, passend zu jeder Kleidung und zu jedem Anlass, zur Verfügung stand. Zu den verschiedensten Anlässen wurden Sondermodelle in limitierter Stückzahl angeboten. Zahlreiche Designer und Modemarken mischten den Uhrenmarkt mit eigenen Entwürfen auf. Obwohl die Information über die genaue Uhrzeit längst nicht mehr einer Armbanduhr bedurfte, wuchsen die Ansprüche der Uhrenliebhaber.
Alleine mit bunten Uhren aus Kunststoff wollte man sich bald nicht mehr zufrieden geben und so erfreuten sich traditionelle Uhrenmarken wieder immer größerer Aufmerksamkeit. Neben den Uhrenmodellen für den Alltag kämpfen Modeuhren, Uhren mit vielseitigen Funktionen, Schmuckuhren und meisterhaft gefertigte Uhren heute um die Gunst des Kunden. Auch wenn die praktischen Funkuhren und Quarzuhren aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind und zweifelsohne die genauesten, robustesten und praktischsten Zeitmesser verkörpern, entwickelten sich vor einigen Jahren Uhren mit traditionell gefertigten mechanischen Uhrwerken, egal ob mit Handaufzug oder automatischem Aufzug, übersichtlicher drei Zeiger Anzeige mit Datum oder Uhren mit komplizierten Zusatzfunktionen, immer mehr zum Kultobjekt und erobern nicht nur die Herzen passionierter Uhrensammler.
Die Armbanduhr ist längst zur „KultUhr“ geworden und ein nicht wegzudenkender Bestandteil unserer Kultur. Gerade für Sammler und Uhrenliebhaber wird es immer wieder neues zu entdecken geben, denn kein anderes technisches Gerät gibt es in einer vergleichbar großen Vielfalt, in der Uhrwerke hergestellt wurden. Die Uhrmachermeisterinnen und Meister der Fachinnung Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik entführen Sie gerne in die Welt des Uhrmacherhandwerks.
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