Der Mensch und die Zeitmessung
Seit jeher wird der Mensch mit der Notwendigkeit der Zeitmessung konfrontiert.
Bereits in frühester Zeit, als die Menschen lernten Pflanzen zu ihrer Ernährung anzubauen, war eine einfache Form der Zeitmessung für ihr Überleben unerlässlich. Zunächst war es wichtig, den Rhythmus der Jahreszeiten festzulegen, um den richtigen Zeitpunkt für Aussaat und Ernte zu bestimmen. Er suchte sich Fixpunkte und definierte die Zeitdauer zwischen aufeinander folgenden astronomischen Erscheinungen der Zeit. Sehr früh wurde erkannt, dass die Bahn der Erde um die Sonne für die Jahreszeiten verantwortlich ist und ein Jahr definiert. Frühe Zeugnisse der Zeitmessung sind Stonhenge in England und die Himmelsscheibe aus Sachsen.
Bereits in der Antike stiegen die Anforderungen an die Zeitmessung. Schattenstab und Sonnenuhr dienten dazu, den Ablauf eines Tages in scheinbar gleichmäßige Abschnitte aufzuteilen. Um nachts und in Zeiten ohne Sonne die Zeit zu messen, entwickelte man bald Elementaruhren wie Sand-, Wasser- und Feueruhren.
Im 13. Jahrhundert entwickelte sich in Europa das Bedürfnis, in jedem Moment die aktuelle Stunde zu kennen. Die ersten mechanischen Turmuhren wurden konstruiert und installiert. Ein neuer Handwerksberuf entwickelte sich, das Uhrmacherhandwerk. Bald genügte die Angabe der Stunde nicht mehr. Die Anforderungen an die Genauigkeit stiegen und die technischen Möglichkeiten wurden immer feiner. Die Uhren wurden immer kleiner und ermöglichten bald das Anbringen des Minutenzeigers. Dem Schlosser und Uhrmacher Peter Henlein wird nachgesagt, im Jahre 1510 die erste tragbare Uhr hergestellt zu haben.
Zahlreiche Meister des Uhrmacherhandwerks entwickelten die Uhr weiter. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte wahre Kunstschätze an Taschenuhren, Stiluhren, Pendulen und Hausuhren. Die Anzahl verschiedener Erfindungen und Patente verhalfen den Uhren zu immer größerer Ganggenauigkeit. Bald reichte die Anzeige von Stunde und Minute nicht mehr aus, was den Sekundenzeiger erforderlich machte. Die Uhr rückte immer mehr in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen miteinander. Waren anfangs Uhren nur etwas für den Adel und für reiche Bürger, so wurden sie Ende des 19. Jahrhunderts dank industrialisierter Fertigungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich. Genaue Zeit wurde für viele Bereiche des öffentlichen Lebens immer wichtiger, denken wir nur an die Eisenbahn und andere öffentliche Verkehrsmittel, die ohne eine exakte und einheitliche Zeitangabe nicht funktionieren würden. Aufgrund dieser Voraussetzungen eroberte die Taschenuhr innerhalb von nur knapp zwanzig Jahren alle Bevölkerungsschichten. Dank rationeller Fertigungsmöglichkeiten konnten endlich auch große Stückzahlen zu günstigen Preisen hergestellt werden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verdrängte die um vieles praktischere Armbanduhr langsam aber sicher die Taschenuhr. Dank Miniaturisierung der Mechanik und immer feinerer Fertigungstechniken entstanden immer kleinere und genauere Uhrwerke. Ein regelrechter Wettbewerb zum Bau der genauesten Uhr, des kleinsten Uhrwerks und des flachsten Werkes entwickelte sich zwischen den einzelnen Herstellern. Später gesellte sich die elektronische Zeitmessung dazu und heizte den Wettbewerb zur größtmöglichen Genauigkeit weiter an.
Heute gibt es eine Vielzahl verschiedenster Uhren. Auch wenn die Information der genauen Zeit uns fast überall zur Verfügung steht und in Verbindung verschiedenster Möglichkeiten angeboten wird, so behält eine Uhr immer ihren besonderen Reiz. Von der Funkuhr über die Quarzuhr bis hin zur traditionellen mechanischen Uhr mit Handaufzug oder automatischem Aufzug gibt es Uhren mit reichhaltigen Zusatzfunktionen und Komplikationen. Der Gestaltung eines Zeitmessers sind fast keine Grenzen gesetzt. Unterschiedlichste Metalle und Materialien werden für die Herstellung von Gehäusen und Bändern verwendet. Die enge Verwandtschaft zwischen Uhrmacherhandwerk und Goldschmiedehandwerk wird immer dann besonders deutlich, wenn kunstvolle Uhrgehäuse aus Gold oder Platin Verwendung finden.
Für welche Uhr Sie sich auch immer entscheiden, ist eine Frage Ihrer Persönlichkeit und letztendlich Ausdruck dafür. Die Mitgliedsbetriebe der Fachinnung Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik Fulda stehen Ihnen gerne beratend zur Seite und können Ihnen viele über die Entwicklung der Zeitmessung berichten.
© MM Uhrmachertag-Goldschmiedetag 2007