Schmuck als Ausdruck menschlicher Kultur
Im weitesten Sinne bedeutet der Begriff Schmuck: Verschönerung und Gestaltung von Objekten und Personen. Im engeren Sinne bezeichnet Schmuck einen als schön und begehrlich empfundenen Gegenstand.
Aus einer nüchternen Betrachtungsweise heraus scheint Schmuck nicht notwendig für unser Leben. Trotzdem ist gerade der moderne Mensch das einzige Wesen auf dieser Erde, das sich im Gegensatz zu allen anderen bewusst schmückt.
Schmuck ist für den Menschen so charakteristisch, dass er für Forscher
zu einem der wichtigsten Informationsträger über unsere Geschichte wurde. Die ältesten gefundenen Schmuckstücke aus Muscheln gehen auf die Anfänge der Menschheit zurück und sind 100.000 Jahre alt.
Bereits in der Steinzeit wurden Halsketten und Anhänger aus Steinen, Tierzähnen, Perlen und auch Bernstein gearbeitet. Frauen trugen oft Symbole der Fruchtbarkeit und Männer Zeugnisse ihres Jagdglücks.
In der Kupferzeit, die in einigen Gebieten schon im 8. Jahrtausend v. Chr. beginnt, werden die Metalle Gold, Silber und Kupfer entdeckt. Zunächst formt der Mensch jedoch Gold zu Schmuckstücken, bevor er Metalle als Werkzeuge einsetzt.
Mit der Entdeckung der Edelmetalle entstanden neue Formen. Durch Schmiede- und Gusstechniken wurden die Materialien zu Spiralröllchen, Plättchen, Metallperlen und Ringen gearbeitet. Durch die verschiedensten Stile und verwendeten Materialien kann die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kulturen und Zeitabschnitten bestimmt werden.
Der nicht verblassende Glanz des Goldes, seine leichte Verformbarkeit und das relativ reine Vorkommen machen es zum begehrten Material.
Neben Schmuck werden auch andere kulturell oder rituell wichtige Gegenstände aus Gold hergestellt. Die Himmelsscheibe von Nebra (ca. 2000 v. Chr.) ist die älteste konkrete Himmelsdarstellung und wurde mit Applikationen aus Gold verziert.
Silber wird etwa seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. verarbeitet. Für die Griechen war es eine wichtige Quelle ihres Wohlstandes und galt zeitweise als wertvoller als Gold.
Kupfer ist für die technische Weiterentwicklung eines der wichtigsten Metalle, da es erstmals das Fertigen von Werkzeugen ermöglicht. Dabei spielt in der menschlichen Entwicklung nie nur der Zweck des Werkzeugs, sondern auch die Gestaltung eine wichtige Rolle. Einer der bekanntesten Menschen der Kupferzeit ist der gefriergetrocknet als Mumie erhaltene Ötzi, der ca. 3300 v. Chr. lebte und eine aus Kupfer gegossene Axt besaß.
Viele Schmuckstücke dienten als Grabbeigaben und verraten uns heute viele über die Vorstellungen, die unsere Vorfahren vom Leben nach dem Tod hatten, sowie über ihre gesellschaftliche Position. Neben Grabbeigaben aus ihrem irdischen Leben, wurden in vielen Kulturen auch Gegenstände und Schmuck nur für die Verwendung im Jenseits geschaffen. So ist von vielen alten Kulturen kaum etwas so gut erhalten geblieben wie ihr Schmuck.
In der Menschheitsgeschichte ist die Verwendung von Materialien, Farben und Formen stets Spiegelbild einer Gesellschaft und ihrer Lebensstile und der durch sie vertretenen Weltanschauung.
In vielen frühen Hochkulturen, war das Tragen von Gold nur den Göttern und den Herrschern erlaubt. Später verbreitete es sich erst im Adel, dann im Bürgertum, wo Schmuck lange Zeit, die stille Reserve der Frau war.
Heute ist das Tragen von Edelmetallen glücklicherweise jedem gestattet. Schmuck ist Ausdruck des persönlichen Lebensgefühls und gegenseitiger Wertschätzung in der Partnerschaft. Er dient sowohl als Statussymbol, als auch dem Festhalten von Momente des Glücks.
© Uhrmachertag-Goldschmiedetag 2007